
Eine Reise zurück ins Paradies (1999)
Manchmal öffnet sich im Rückblick eine Tür zu einer Zeit, in der alles möglich schien. Für mich war das 1999 – das Jahr, in dem ich mit meinem Chor SPELL88 das Musical Children of Eden von Stephen Schwartz auf die Bühne brachte. (Details auf www.spell88.de)
30 Jugendliche waren bei mir im Chor, voller Energie, Leidenschaft und Gemeinschaftssinn. Live-Band, eine Chorographin, Scheinwerfer, Tontechnik, Bühnenbild – alles war da, alles selbst mit unendlich viel Herzblut organisiert, hier in der Ev. Kirchengemeinde Wuppertal Cronenberg. Die größte Herausforderung war die Musik selbst: zunächst etwas sperrig, aber nach und nach liebten wir jeden Song. Die Musik hat eine große harmonische Tiefe und viele rhythmische Feinheiten, die uns alles abverlangten – und zugleich alles gaben.
Ich hatte wieder das Glück hervorragende DarstellerInnen im Chor zu haben: dieses Mal z.B. eine begabte Eva und einen ausdrucksstarken Vater, beides SchülerInnen, die nicht nur singen sondern auch spielen konnten – mit Seele, Mut und Hingabe.
Wir spielten das Stück 15 Mal in ganz Deutschland, darunter zweimal beim Katholikentag in Hamburg und sogar im Kulturprogramm der Expo 2000 in Hannover. Beeindruckend für mich als Chorleiter war: es waren immer alle aus dem Chor dabei, einganzes Jahr – während der gesamten Produktion: Keine Ausfälle, kein Wegducken – stets die unglaubliche Verlässlichkeit und Freude, etwas gemeinsam zu schaffen, Zuschauerherzen zu verzauben (und natürlich immer wieder auch unsere).
Diese Wochen und Monate waren geprägt von Gemeinschaft, wie ich sie bei SPELL88 immer wieder erlebt habe. Es war, als ob sich in dieser Musik ein kleines Stück Himmel öffnet – und wir durften hindurchgehen.
Bis heute
Wenn ich heute (Als Rentner) an diese Zeit denke, kommt sofort dieses warme Gefühl zurück – der Klang der Stimmen, das Bühnenbild, die Aufregung kurz vor dem ersten Ton. Beim Musical Children of Eden konnte ich wieder spüren, wie viel Kraft in der Begeisterung steckt und wie tief Musik und Gemeinschaft verbinden.
Manches, was ich damals erlebt habe, trägt mich bis heute: der Glaube an das Gemeinsame, an die Möglichkeit, dass Menschen über sich hinaus wachsen, wenn sie etwas wirklich lieben, wenn sie wirklich für etwas brennen. Vielleicht war das unser eigenes kleines Paradies – für ein paar unvergessliche Abende im Jahre 1999.






